Nachhaltigkeit, Neurodiversität, Nonsens

Kategorie: Nachhaltigkeit (Seite 1 von 2)

Kant und die Karottenernte

Würde Kant Saatgut aussäen und Karotten ernten? Ich stelle mir diese Frage, weil Kant zufolge Wesen nicht bloß als Mittel gebraucht werden sollen, wenn wir ihre Würde bewahren wollen. Demzufolge achten wir die Würde der Karotte nicht – für uns ist die ein bloßes Objekt, wenn wir sie mit der reinen Intention aussäen, sie später zu ernten und zu konsumieren, und sie für uns außerhalb ihres Zweckes nicht relevant ist, nicht „nur für sich selbst“ existieren kann.

Natürlich ist das Beispiel ein bisschen Quark, weil sich Kant in seinen Ausführungen eher auf vernunftbegabte Wesen bezieht, und zwar etwas zum Umgang mit Tieren schreibt (worauf ich nicht eingehen möchte, hier kann man nachlesen), aber bei Pflanzen hört es doch auf, nicht wahr?

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Der Degrowth-Dialog

Ich klopfte an sein Fenster. Lian kam nach einigen Sekunden und stieß die Gardinen beiseite. Er sah, dass ich es war und machte das Fenster auf. Die langen Blätter der Topfpflanzen umrahmten seine Gestalt.
„Julai?“
„Lian, ich brauche deine Hilfe. Passt es dir gerade?“
Lian runzelte die Stirn und drehte sich zu seinem Schreibtisch um.
„Heute Abend würde ich gerne noch ein bisschen lernen. Aber zwei Stunden habe ich.“
Er schob die große Avocadopflanze beiseite. Ich zog meine Sandalen aus und stieg geschwind auf die Fensterbank. Lian lächelte mich an und ich stieg hinab in sein Zimmer.
„Wie geht es dir?“, fragte ich.

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Umweltschutz als Religion? Eine Herbst-Reflektion

„Ist dir schon einmal bewusst geworden, dass wir in der Zukunft leben?“ sprach Julai in den nasskalten Herbsttag hinein. Lian saß neben ihr und hatte seine Hände schüchtern unter seine Beine gesteckt. Vielleicht war ihm auch kalt.
„Wir leben in der Gegenwart“, antwortete er.

Sie rauchten zu zweit eine Tüte, gefüllt mit Himbeerblättern. Das war Julais Idee gewesen. Sie zog daran und stieß mit leicht angewidertem Gesicht den Rauch aus. Dann gab sie sie an Lian weiter.

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Wie ich ziemlich klimafreundlich Litauen erkundete

[Einleitung] Oxytocin macht das Leben schöner. Ich lebe ein Jahr schon hier in dieser von der Elbe durchflossenen Gegend. An wenigen Orten entdeckte ich größeren Seelenfrieden als in dieser einst abstrus zerstörten Stadt. Fast nirgends eine größere Neugier als in dem Modul Biopsychologie. Nirgends eine größere Unendlichkeit als in den Weiten der Publikationen und Datenbanken. Alles fügt sich, wie die Zahnräder meiner Armbanduhr, die zwar nicht richtig läuft, aber vielleicht hat die Uhr recht und es gibt keine Zeit. Zumindest die KI, mit der ich letztens sprach, sagte das, aber die sagt viel dummes Zeug. Wer redet schon mit Robotern, um nützliche Dinge zu hören?

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Nowtopia

Manchmal fühle ich mich etwas fremd hier. Meine Umgebung ändert sich rasant. Komme ich damit klar? Manchmal. Gestern hatte ich zum ersten Mal eine VR-Brille auf. Es wird gerade eine Studie zur Wahrnehmung mit eingeschränktem Gesichtsfeld (wie es bei manchen Menschen mit Augenerkrankungen auftritt, vorstellbar als Tunnelblick) durchgeführt. Die Forscher*innen wollen wissen, ob Menschen mit eingeschränktem Gesichtsfeld bei der visuellen Suche genau so implizit lernen, wo sie suchen sollen, wie nicht eingeschränkte Menschen. Ich hatte also diese Brille auf, und bevor der Versuch losging, stand ich in einer virtuellen Ebene mit einem virtuellen Horizont, über dem so viele virtuelle Sterne standen, wie sie in meiner Stadt wegen Lichtverschmutzung nie sichtbar wären. Weiterlesen

Die Tabuzonen der Umweltbewussten

Ich bin glücklich, und das seit einem so langen Zeitraum, ich frage mich schon, ist das normal… Bin ich unter die Stoiker gegangen, wenn mir alles so halbwegs egal zu sein scheint? Und ich frage mich: Im Angesicht der Klimakrise, was würde Epiktet tun? Denn es ist nun einmal so: Dinge, die ich nicht ändern kann, da lohnt es sich auch nicht, sich davon aufregen zu lassen. Aber mir sind in der Klimakrise nicht die Hände gebunden – ich kann etwas tun! Klar, sie lässt sich nicht aufhalten – aber jedes Zehntelgrad zählt, jedes Kilo CO2 zählt. Was würde Epiktet tun?

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Diese Dinge, sie sind überall!

Mein Laptop hat eine Schraube zu wenig.
Diese Dinge: die brauchen Pflege! Brauchen Aufmerksamkeit! Die kostbarste Ressource, die ich habe – ich gebe sie den Dingen.
Ich mache Mentalizing mit den Dingen. Denke, dass der Plüsch-Panther Gefühle hat. Dass ich ihn nicht zudecken sollte. Aber Lungen hat er doch keine!
Denke, dass der Computer eine Persönlichkeit hat. Das geht wunderbar, Mentalizing, geht sehr einfach, mit allen Dingen um mich herum. Weiterlesen

Das Wunder der Saat

Diesen Text schrieb ich während meines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) beim Prinzessinnengarten, einem Gemeinschaftsgarten in Berlin. Dieser hat übrigens vor kurzem neue Wurzeln auf einem Neuköllner Friedhof geschlagen. Die Urban-Gardening-Saison geht wieder los; ich freu mich darauf, ich hab noch eine Menge Saatgut zum säen, und in der Hoffnung, dass die Gartenfreude ansteckt, teile ich mal diesen wiedergefundenen Essay.
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Die Inklusivität nachhaltigen Handelns

Es gibt eine Reihe nicht-neurotypischer Menschen: AD(H)Sler, Autist*innen, Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen mit Problemen der sensorischen Verarbeitung, Menschen, die auf tägliche Routinen angewiesen sind. Mal so ganz ungefähr.
Ich war etwa fünf Jahre in verschiedenen Greenpeace-Gruppen aktiv und habe bemerkt, dass es in diesen Gruppen überproportional viele solcher nicht-neurotypischen Menschen gibt. Oder naja, ich habe nicht nachgezählt, ob es signifikant ist.

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Ikaros flog immerhin CO2-neutral

Die Vektoren rufen mich mit Sirenengesang; ich kann nicht nein sagen ob dieser Klausur, die frisch gedruckt auf mich wartet. Vektoren zu verstehen ist eigentlich ganz einfach, aber sich die Angst zu nehmen, die da lautet „was, wenn ich die Vektoren doch nicht verstehe“, das ist weniger einfach. In einem Satz: Die Anzahl bevorstehender Prüfungen ist negativ korreliert mit der Frequenz geistiger Ergüsse in Form von Blogbeiträgen. Schade, echt.

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